„An meine Kinderjahre kann ich mich nur noch schwer erinnern. Ich wurde von einer Hauerfamilie erbaut und in mir wurde gepresst und gelagert. Später erwarb mich Fam Gloss. 1967 kaufte mich Anton WALEK. Nun wurde ich wesentlich vergrößert, die jetzige Kellerröhre wurde in den Wintermonaten 1967 – 1968 gegraben und gewölbt (Herr Schuster). Die ersten Jahre diente ich als Lagerkeller. Zwei bis drei Jahre später kaufte Familie WALEK eine neue Weinpresse (Vaslin Horizontalpresse) und so wurde auch mein Presshaus benutzt und ich fühlte mich wichtig, ich war stolz darauf, dass das Wesen eines Kellers wieder in mir war.
Es ging soweit, dass ich zu klein wurde, und so wurde ich, im Dezember 1980 um den Seitenkeller erweitert. Im Seitenkeller hatte dann bereits ein Polyestertank Einzug gehalten. Stolz konnte ich nun die nächsten 9-10 Jahre sein. Es war Leben in mir, nicht nur in mir, in der gesamten Kellergasse war von Herbst (Weinlese) bis ins Frühjahr (Kellerarbeit, abziehen, umfüllen,..) Leben. Ich wurde regelmäßig gekalkt und gepflegt.
Doch die Zeit blieb nicht stehen, die Arbeit im Weinkeller war sehr mühsam, es wurden viele Arbeitsschritte vereinfacht und mechanisiert und so wurde ich nicht mehr gebraucht, ich diente zwar noch einige Jahre als Weinlager, aber das Herz (die Weinpresse) des Kellers ging in mir verloren. Familie WALEK entschied einen Stadel für die Pressarbeit zu verwenden. Ich muss jedoch bemerken, ganz vergessen haben sie mich nicht, in dieser Zeit wurde mein, in die Jahre gekommenes Dach neu eingedeckt, und somit mein karges Kellerleben verlängert. Fortan diente ich in den Wintermonaten, als frostfreier Raum, für diverse Blumen (Oleander,..). Einen Winter lang beherbergte ich zusätzlich zu den Pflanzen, Goldfische.
Jedes Jahr im Advent wurde mein Fenster geschmückt und in den Abendstunden beleuchtet. Dieser Adventkalender in der Kellergasse ist eine tolle Sache, so sind viele Interessierte in der Kellergasse unterwegs, und ich, wie auch die anderen Presshäuser werden immer wieder gepflegt, damit wir im richtigen Licht erscheinen.
2012 plötzlich wurde ich wieder umgebaut, also eigentlich rückgebaut. Solange in meinem Presshaus gearbeitet wurde war ein Betonboden in mir und die Wände waren bis zu 1,5 m hoch verfliest. Das ist mir ganz gut gestanden, im Gegensatz zu manchen anderen Presshäusern war ich bereits sehr fortschrittlich, hygienisch auf dem neuesten Stand und konnte mich sehen lassen. Doch nun wurden die Fliesen abgeschlagen, der Boden mit Steinen ausgelegt, ich sollte so aussehen wie früher. Mann soll sich wohlfühlen in mir. Ich soll Menschen zur Rast einladen. Ich bekam Möbel, und auch der Wein kam zurück in den Keller.
Doch nun ich kann es noch gar nicht glauben, werde ich hoffentlich von vielen müden, durstigen, interessierten Menschen besucht und freue mich wenn Ihr auf mich euer Glas erhebt. Prost.“